Der Lehrplan des Bayerischen Gymnasiums sieht in dem Fach Katholische Religionslehre einen „reflektierten Dialog mit dem kirchlichen Glauben“. Dazu gehört das Kennenlernen der „christlichen Überlieferung, die in zwei Jahrtausenden vielfältige Kulturen geprägt hat.“ Zusätzlich soll der Religionsunterricht „[...] die Schüler mit der religiösen Dimension der Wirklichkeit vertraut [machen] und in diesem Horizont tragfähige Lebensperspektiven [erschließen].“

Religionsunterricht soll also einerseits kulturelle Bildung sein, andererseits setzt der Lehrplan einen gewichtigeren Schwerpunkt auf den Lebensbezug: „Angesichts einer beschleunigten Individuali­sierung und Pluralisierung unterstützt der Religionsunterricht die Gymnasiasten darin, Lebens­orientierung […] zu finden.“ So kann er ein „Gespür für die Lebensbedeutsamkeit religiösen Fragens“ vermitteln.

Nicht zuletzt dadurch leistet der Religionsunterricht auch einen Beitrag zur Selbsterfahrung und Identitätsfindung der Schülerinnen und Schüler. Die Auseinandersetzung mit dem überlieferten Glauben kann ein Stück weit Lebenshilfe sein und „hält die Frage nach Gott wach“, was die eigene Sinndeutung und Wertorientierung fördert.

Die Schülerinnen und Schüler sollen in den verschiedenen Themenbereichen die Grundsätze des christlichen Menschenbildes vertiefen, zu denen ganz besonders der Wert des menschlichen Lebens und die unbedingte Achtung vor jeder menschlichen Person gehören. Somit sind Toleranz, Gemeinschaft, Solidarität und Kommunikation wichtige Säulen des Religionsunterrichts, aus denen Verantwortungsgefühl und Engagement für die Mitmenschen erwachsen können.

Ökumenische Kooperation mit anderen christlichen Konfessionen und interreligiöse Begegnung, z. B. mit Muslimen oder Juden, sind nach dem Lehrplan ausdrücklich erwünscht. Außerdem werden die verschiedenen Wirkungsfelder der Schulpastoral empfohlen, „welche das Schulleben mitgestalten und somit die Schulkultur auszuprägen helfen.“ Durch Einbeziehung außerschulischer Lernorte in Exkursionen und Projekten von z. B. kirchlichen Einrichtungen geschieht eine „gesellschaftliche Öffnung der Schule“.

Im Lehrplan sind die Lernziele in sechs Teilbereiche zusammengefasst, die alle in jedem Schuljahr eine Rolle spielen (mit dem Lernalter angemessener unterschiedlicher Gewichtung):

  • Im Lernbereich „Biblische Botschaft“ soll der Gegenwartsbezug biblischer Texte im Mittelpunkt stehen.
  • „Christlicher Glaube und Weltdeutung“ soll die kirchliche Glaubenslehre "in Lebenskontexten der Heranwachsenden" zur Sprache bringen.
  • Offenheit für religiöse Ausdrucksformen wie Gebet und Gottesdienst soll im Lernbereich „Christliche Spiritualität“ geweckt werden.
  • Die "Ausrichtung an christlichen Wertvorstellungen" bildet das Ziel des Lernbereichs „Christliche Ethik und Lebensbewältigung“.
  • „Kirchengeschichte“ betrachtet die Ausprägung des Christentums in verschiedenen Epochen der Geschichte.
  • „Interreligiöses und interkulturelles Lernen“ setzt sich mit teils andersartigen und fremden Glaubens- und Lebenswelten auseinander.

Die Themenbereiche der einzelnen Jahrgangsstufen

5. Jgst.:

  • Ein Neubeginn – miteinander leben, lernen und den Glauben entdecken
  • Wie Menschen sich Gott vorstellen – Abraham begegnet dem einen Gott
  • Die Bibel: Erfahrungen des Glaubens in einem Buch
  • Gott zeigt sich neu: Jesus von Nazaret und seine Botschaft
  • Unsere Kirchen: „Ortszeichen“ weltweiten christlichen Glaubens

6. Jgst.:

  • Zwischen Leistungserwartungen und Erlebniswelten: eigene Orientierung finden
  • Kinder in der einen Welt: Kinder des einen Gottes
  • Menschliche Macht unter dem Anspruch Gottes: Könige in Israel
  • Aus dem Dunkel zum Licht: Jesus gibt Hoffnung in Leid und Tod
  • Christliches Gemeindeleben: Begeisterung und Mut von Anfang an – Impulse von heute

7. Jgst.:

  • Ich bin doch kein Kind mehr – Fragen des Jugendalters
  • Mit dem Evangelisten Markus von einer „besseren Welt“ erzählen
  • Im Sichtbaren wird Unsichtbares gegenwärtig – Symbole und Sakramente
  • Kulturen im Wandel: christliches Europa im Mittelalter
  • Der Islam – Begegnung mit Muslimen in unserer Gesellschaft

8. Jgst.:

  • Gottes Schöpfung – Gabe und Aufgabe für den Menschen
  • Die Welt ist unvollendet: Konflikte, Schuld, Versöhnung
  • Heilssehnsucht: Ringen um das ewige Leben im Reformationszeitalter
  • Zwischen Nähe und Distanz: Jugendliche begegnen der Kirche
  • Religiosität und Lebensdeutung im Angebot – Orientierung auf dem Psychomarkt

9. Jgst.:

  • Exodus, Dekalog und Propheten: Gott schenkt Freiheit und fordert Gerechtigkeit
  • Das Judentum: Weltreligion und Wurzel des Christentums
  • Kirche und Zeichen der Zeit: Bedrängnis, Aufbruch und Bewahrung
  • Zwischen Öffentlichkeit und Intimität: Freundschaft, Liebe und Sexualität
  • Schule, Abitur, Beruf – wozu?

10. Jgst.:

  • Gewissen konkret: Verantwortung für das Leben übernehmen
  • Leben an der Grenze: Tod und Jenseitserwartungen
  • Jesus der Christus: „Eckstein“ unseres Glaubens
  • Zur inneren Mitte finden: Sinnerfahrung und christliches Handeln
  • Christentum im Pluralismus von Religionen und Kulturen: Hinduismus und Buddhismus