2008 wurde das AKG Traunstein 70 Jahre alt und zog in die neuen Gebäude auf der anderen Seite der Bahngleise um: ein kurzer Blick in die Geschichte unserer Schule.
1891 wurde das Gebäude des heutigen AKG errichtet und als Knabenpensionat zur Unterbringung von auswärtigen Schülern genutzt. Ab 1895 wurde es als Höhere Mädchenschule, ab 1932 als Lyzeum zusammen mit der Mädchenschule Sparz von den Englischen Fräulein weitergeführt. Im Zuge der Aufhebung der klösterlichen Anstalten durch die Nationalsozialisten wurde dieses Mädchenlyzeum 1938 abgeschafft. Die Stadt Traunstein errichtete an seiner Stelle im April 1938 eine Mädchenoberschule.
Das AKG 1901 | Die Anfangsklasse aus dem Gründungsjahrgang 1938 |
Das Realschulgebäude in der Marienstraße, heute Teil des neuen Landratsamtes, konnte nur bis zum Jahre 1941 Unterrichtsstätte sein, um dann für die Dauer des Krieges als Reservelazarett und Kinderlandverschickungsheim zu dienen. Gaststättenräume und alte Amtssäle mussten bis zum Jahre 1946 als Ersatz dienen, ehe die Rückkehr in das Realschulgebäude an der Marienstraße wieder möglich war.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Unterricht mit elf Lehrern wieder aufgenommen. Im Schuljahr 1946/47 wurde die Schule durch den Anschluss einer 8. Klasse zur Vollanstalt ausgebaut. Der erste Abiturjahrgang bestand 1947 die Reifeprüfung mit einem Klassendurchschnitt von 2,3.
Da die Schule keinerlei finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten konnte, fehlte es an allen Ecken und Enden, an Büchern, Schulbänken, Stühlen, Schreibpapier, Beheizungsmaterial und vor allem an Unterrichtsräumen. Auch gab es nicht genügend Lehrer, so dass oft ein Lehrer zwei Klassen gleichzeitig unterrichten musste.
Der Einzug in das heutige Hauptgebäude erfolgte im Jahre 1949 in Form einer „Hausbesetzung“. Der ständigen Raumnot und der damit verbundenen Auslagerung von Klassen überdrüssig, zogen die damalige Oberstudiendirektorin Centamaria Back und ihre Schülerinnen samt Tischen und Stühlen in das von den Amerikanern beschlagnahmte, aber größtenteils leerstehende Internatsgebäude an der Herzog-Friedrich-Straße. Angesichts der Entschlossenheit der Schulleiterin mussten sich die Amerikaner als Besatzungsmacht und die entsetzten deutschen Behörden mit dieser Aktion wohl oder übel abfinden.
1951 wurde die Oberrealschule in ein Realgymnasium umgewandelt und von da an „Städtisches Mädchenrealgymnasium mit Oberrealschule Traunstein“ genannt.
1965 setzte der damalige Kultusminister Dr. Ludwig Huber, Landtagsabgeordneter des Stimmkreises Traunstein, die Verstaatlichung der Schule durch. Am 14. März 1966 erhielt die Schule auf eigenen Wunsch den Namen Annette-Kolb-Gymnasium, Neusprachliches und Sozialwissenschaftliches Gymnasium für Mädchen. Die freundschaftliche Verbindung mit der Dichterin konnte bis zu ihrem Tod am 3. Dezember 1967 aufrechterhalten werden.
Das ehemalige Schulgebäude | Eine Anfangsklasse 2006 |
In den Jahren nach dem Jahrtausendwechsel ist das AKG trotz vielfacher Erweiterungsbaumaßnahmen wieder zu klein geworden, so dass wir zum Schuljahr 2008/09 in den großzügigen modernen Neubau hinter dem Bahnhof eingezogen sind.
„Die Schule kann stolz darauf sein, den Namen der bedeutenden Frau zu führen“
Wie die Städtische Oberrealschule zu ihrem Namen kam
1965 wurde von den Kultusministerien der Länder beschlossen, dass die Höheren Schulen einheitlich die Bezeichnung Gymnasium tragen und sich einen Namen geben sollten, meistens den einer Person, die zu der jeweiligen Schule eine Beziehung haben sollte oder für die Jugend ein Leitbild sein könnte. Auf der Auswahlliste des Lehrerkollegiums standen Balthasar Permoser, Annette von Droste-Hülshoff und eben Annette Kolb, für die man sich dann auch mit Zustimmung des Ministeriums entschied. Die Schriftstellerin gab ihre Einwilligung, und die Namensgebungsfeier fand im Juli 1966 statt.
Zu einem Besuch unserer Schule durch Annette Kolb kam es leider nicht mehr, da sie kurz davor starb. Eine Abordnung des AKG nahm an der Beerdigung in Bogenhausen teil, und die Schulsprecherin sagte: „Wir, die Jugend, werden das Andenken an Annette Kolb weitertragen.“
„Die Schule kann stolz darauf sein, den Namen der bedeutenden Frau zu führen.“, so der ehemalige stellvertretende Schulleiter Gerhard Schwinge, auf dessen Initiative die Namenswahl zurückgeht. Ihr Werk umfasst 25 Buchausgaben, neun größere Übersetzungsarbeiten, 185 publizierte Aufsätze und Essays – eine imponierende Leistung!