Nachdem sich Pia Trautner (Q 12) im Juni für die Kung Fu-WM qualifiziert hat­te, ging es Ende August nach New York: ein Er­fah­rungs­be­richt.

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Alle Medaillengewinner der beiden Jugend­kate­go­rien

Wir sind Ende August zu fünft nach New York geflogen. Da hat­ten wir erstmal ein paar Tage Zeit, uns an die Zeit­ver­schie­bung, die Stadt, die Umgebung u. s. w. zu gewöhnen. Am 30.08. fand dann die Eröffnung des Wettkampfes mit der Vor­stel­lung der Athleten aus den einzelnen Ländern statt. Etwa 95 % der Sportler kamen aus China und Tai­wan, der Rest haupt­säch­lich aus Amerika. Aus Europa wa­ren ins­ge­samt nur neun Teilnehmer anwesend.

Nach der Eröffnungsfeier hatten wir dann noch die Mög­lichkeit, ein bisschen auf den Wettkampfmatten zu trai­nie­ren und uns an den (für mich) ungewohnten Mattenboden zu gewöhnen.

Am nächsten Tag war der erste Wettkampftag, da war ich allerdings noch nicht dran und konnte so noch ein letztes Mal in der Halle trainieren, bevor es dann am 01.09. auch für mich losging. Nachdem ich mich ja bereits auf der EM für die WM qualifiziert hatte, stand ich direkt im Halbfinale. Ziel war es hier, unter die Top 6 zu kommen, um sich fürs Finale zu qualifizieren.

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Finaltag

Meine Form im Halbfinale war dann leider nicht ganz perfekt, die Auf­re­gung und die fremde Umgebung machten sich doch bemerkbar. Es waren über zehn Kamera- und Fernsehteams anwesend, die Durch­gän­ge wurden live übertragen, und dazu kamen die Zuschauer sowie die ganzen Media-Teams, die Interviews führen wollten. Das war einerseits natürlich vor allem mental sehr anstrengend – nicht einmal  im Auf­wärm­be­reich war man ungestört – , aber andererseits war es auch eine ganz andere Erfahrung, bei der man auf jeden Fall lernte, trotz Kameras und Presse einigermaßen entspannt zu bleiben.

Am Ende des Halbfinaltages wurden dann schließlich die Finalisten be­kannt gegeben, und obwohl ich mit meiner Leistung nicht ganz zu­frie­den war, konnte ich mir in der Junioren-Waffenkategorie einen Halb­fi­nal­platz zwischen fünf anderen Teilnehmern (alle aus Asien) sichern. Bei den Junioren treten Mädchen und Jungs nicht getrennt an, sondern zusammen in einer Kategorie, und werden auch zusammen bewertet.

Am Tag drauf war dann der letzte Wettkampftag mit dem Finale. Da wurde nochmal ordentlich an Kameras aufgestockt, sodass man die Übertragung auch in Deutschland streamen konnte. Das war natürlich sehr schön, wenn die Kung Fu-Schulen daheim und natürlich auch die Familie ein bisschen mitfiebern konnte. Nachdem ich mit dem Finaleinzug mein Hauptziel erreicht hatte, war ich an dem Tag etwas gelassener, auch die Abläufe und Menschen vor Ort waren schon vertrauter. So gelang es mir tatsächlich, die Doppeldolchform besser als am Vortag zu zeigen: Dynmaik und Stabilität waren deutlich besser, und ich war sehr zufrieden mit der Form!

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Finale Präsentation der Form

Nachdem ich relativ am Ende dran war, mussten wir danach auch gar nicht mehr sooo lange auf die Siegerehrung warten. Eine Besonderheit im Kung Fu ist dabei, dass es nicht zwingend Podestplätze in jeder Kategorie geben muss – für jede Medaille gibt es bestimmte Punktelimits, die man erreichen muss. Gold bekommt nur derjenige, der in jederlei Hinsicht gezeigt hat, dass er Kung Fu als Kampfkunst im Ursprung verstanden hat und das der Jury auch in Form von Ausstrahlung, Auftreten und natürlich Ausführung, Technik und Schwierigkeitsgrad zeigt. Bei der letzten WM vor zwei Jahren gab es in keiner Kategorie eine Goldmedaille!

Auch dieses Jahr gab es zumindest in der Junioren-Waffenkategorie keine – dafür aber Silber und Bronze, und ich konnte mir am Ende tatsächlich die Bronzemedaille schnappen. ☺️ Da war die Freude natürlich enorm, nach insgesamt 9 Monaten intensiver Vorbereitung mit zum Teil (in den Sommerferien) über zehn Trainingseinheiten pro Woche. Leider hatte ich mir dabei kurz vor dem Wettkampf eine ziemlich schmerzhafte und hartnäckige Verletzung im Sprunggelenk eingefangen, konnte aber zum Glück den­noch teilnehmen, auch wenn jetzt erstmal eine längere Regenerationsphase ansteht. Das nächste Ziel ist dann die dreijährige Lehrerausbildung, die Ende des Jahres in Salzburg losgeht.

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Das Team der Lau Academy Salzburg

Nach dem Wettkampf hatten wir zum Abschluss noch einige Tage Zeit, um uns New York ein wenig anzuschauen. Auch wenn ich mit meinem Sprunggelenk dabei leider doch sehr eingeschränkt war, konnte ich noch ein paar Eindrücke aus der Stadt mitnehmen, bevor es dann am Sonntag wieder zurück nach Hause ging.

Pia Trautner /
Fotos: Terry Wang