Ein großer Koffer mit der Aufschrift „RESI für alle“ rollt durchs Schulhaus, vier Personen hieven ihn über Metallstufen – ein Klassenzimmer wird zur Bühne: Am 13.12.2024 war das Residenztheater München zu Gast am An­net­te-Kolb-Gym­na­sium und ließ mit seinem Projekt „Resi mobil“ die Schü­le­rin­nen und Schüler aus der 11a sowie einige Oberstufenschüler aus der Q12 Theater hautnah erleben.

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Das Klassenzimmerstück „Der wiedergefundene Freund“ setzt sich mit den Schwierigkeiten von Freundschaft aus­ein­an­der und zeigt, dass Freundschaft in politisch schwie­ri­gen Zeiten nicht immer bestehen kann.

In ihrem Theater ließen die Schauspieler das Publikum im­mer wieder mit ihnen gemeinsam interagieren, so wurden Schüler animiert, mitzuspielen, mitabzustimmen – oder auch knallhart mit der Frage konfrontiert, wie sie denn re­agieren würden, wenn rechte Parolen plötzlich auf der Ta­fel im Klassenzimmer stehen. Ein Schüler aus der 11a han­del­te auch tatsächlich, stand auf auf und „zerschlug“ im wahrsten Sinne des Wortes  das „Ausländer raus“ .

Im Werk von Fred Uhlmann  – 1971 als Novelle erschienen, das von der Autorin Lena Gorelik leicht ver­än­dert, für die Bühne umgeschrieben und in die heutige Zeit versetzt wurde, geht es um die zwei Jugendlichen Hans und Konradin, deren Freundschaft 1933 in der Schulzeit unbeschwert beginnt, allerdings immer weiter auf die Probe gestellt wird, als Hans, der Jude ist, entdeckt, dass bei den Eltern von Konradin ein Bild von Hitler im Haus hängt, und immer deutlicher wird, dass Konradin nur bis zu einem gewissen Grad den judenfeindlichen Äußerungen in der Schule entgegentritt.

Das Ende der Geschichte überrascht schließlich alle, denn Konradin stirbt einige Jahre später, er wird hingerichtet, weil er sich an einem Attentat auf Hitler beteiligt hat.

In einem anschließenden Publikumsgespräch konnten die Schüler von ihren eindrucksvollsten Mo­men­ten berichten und Schauspielern sowie der Theaterpädagogin des Residenztheaters alle Fragen stellen, die ihnen auf dem Herzen lagen. Dabei ging es vom Inhalt bis hin zu den etwaigen Karriereaussichten der Schauspieler oder dem persönlichen Umgang der Schauspieler mit dem Stoff.

Einig waren sich schließlich alle, dass diese Art des Klassenzimmerstücks eine ganz besondere Theater­erfahrung bedeutet, da jeder das Gefühl habe, plötzlich selbst in die Geschichte miteingebunden zu sein und sie wirklich hautnah zu erleben.

Wir sind froh und glücklich, eine der ersten Schule zu sein, bei dem das mobile Theaterprojekt über­haupt stattfinden konnte, denn die Premiere des Projekts war erst am 28.11.2024.

So begeistert die Schülerinnen und Schüler vom Theaterstück waren, so nachdenklich hatte alle auch das Thema gestimmt. Denn die Problematik ist mit dem Rechtsruck in Deutschland heute aktuell wie nie, so kommt auch die Autorin Lena Gorelik zu dem Ergebnis „Wieder ist jetzt“.

Solvejg Lindner